Berlin. Die Ukraine gerät unter Druck. Der US-Geheimdienst CIA schließt eine Niederlage 2024 nicht aus. Sogar Donald Trump zeigt eine Reaktion.

Am Morgen meldet die Ukraine den Abschuss eines russischen Langstreckenbombers vom Typ Tu-22M3. Es wäre das erste Mal. Solche Erfolgsmeldungen sind wichtig. Sie lenken vom Geschehen an der Front ab.

Schon zwei Tage zuvor, am Mittwoch, hatte die Ukraine einige Schläge gegen eine Drohnen- und eine Flugzeugfabrik ausgeführt, teils im Ural, weit von der Front entfernt. Außerdem hat sie nach eigenen Angaben auf der Krim ein S-400-Flugabwehrsystem ausgeschaltet. Solche Systeme sind – selbstredend auf beiden Seiten – rar.

Das Bild des abgeschossenen Bombers Tu-22M3 auf einem Feld bei Stavropol.
Das Bild des abgeschossenen Bombers Tu-22M3 auf einem Feld bei Stavropol. © AFP | -

Wie haben die Ukrainer das geschafft? Der russische Militärblog „Rybar“ geht davon aus, dass sie Atacms-Raketen abgefeuert haben. Das muss man ernst nehmen; „Rybar“ ist nahe am Verteidigungsministerium in Moskau. Und es lässt sich vermuten, dass die USA heimlich solche Waffen (nach)geliefert haben. Offiziell werden neue Militärhilfen von den Republikanern im Kongress blockiert.

Neue Töne sogar von Trump

Gerade erst hat der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes GRU, Kyrylo Budanov, der „Washington Post“ erzählt, wie man auf die erwartbaren Offensiven von Kremlchef Wladimir Putin reagieren will, nämlich mit Angriffen auf Militärziele in Russland. Da sie von Deutschland keine Taurus-Marschflugkörper erhalten, lässt sich so eine Strategie der Ukrainer nur mit Waffen anderer Partner umsetzen, vornehmlich der Amerikaner. Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass sich in Washington ein Umdenken abzeichnet:

  • Auf der Plattform Truth Social erklärte Präsidentschaftskandidat Donald Trump, das „Überleben der Ukraine“ sei auch für die USA wichtig.
  • Der US-Geheimdienst CIA warnte eindringlich vor einer Niederlage der Ukraine..

„Es besteht ein sehr reales Risiko, dass die Ukrainer bis Ende 2024 auf dem Schlachtfeld verlieren“, sagte CIA-Chef Bill Burns am Donnerstag. Wie dramatisch die Lage ist, machte Burns am Munitionsmangel fest: Zwei Brigaden, Einheiten mit je etwa 2000 Soldaten, stünden nur „15 Artilleriegeschosse pro Tag“ beziehungsweise „insgesamt 42 Mörsergranaten“ zur Verfügung. Die Amerikaner sind irritiert, weil Russland so schnell Materialverluste kompensiert, und verdächtigen China als Putins Helfer.

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Die Lage an der Front ist angespannt, vor allem im Osten des Landes. Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj beobachtet seit Wochen, wie die Russen ihre Angriffe forcieren, und vermutet, dass Putin seiner Armee befohlen hat, zum Tag des Sieges am 9. Mai die Kleinstadt Tschassiw Jar in der Oblast Donezk zu erobern. Es wäre nur ein Anfang. Hier im Osten erwartet Budanov auch den Start einer Großoffensive mit dem Ziel, die Oblaste Luhansk und Donezk zu erobern. Budanov grenzt sogar das Datum ein: im Juni.

Geheimdienstwarnung zeigt Wirkung

Die Geheimdienstwarnungen haben ihre Wirkung nicht verfehlt, wie drei Beispiele zeigen. Beispiel Nummer eins: EU-Staaten versuchen, weltweit Munition für die Ukraine einzukaufen. Beispiel Nummer zwei: Die Bundeswehr gab ein Patriot-System aus ihren Beständen an die Ukraine ab. Mit Nachdruck forderte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mehr Militärhilfe ein, insbesondere Luftverteidigung. Beispiel Nummer drei wäre die vermutete heimliche Lieferung mit US-Raketen des Typs Atacms.

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Mit militärischer Unterstützung traut CIA-Mann Burns der Ukraine durchaus zu, „sich das Jahr 2024 über zu behaupten“. Es geht bei Waffenlieferungen immer um zwei Aspekte: um die praktische Hilfe, aber auch um ihre psychologische Wirkung. Unterstützung erhöht die Kampfmoral. Das Gefühl, allein zu sein und seinem Schicksal überlassen zu werden, hat den gegenteiligen Effekt.

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Die Atacms-Raketen sind vor allem wegen ihrer Reichweite wertvoll, immerhin 165 Kilometer. Wobei es auch eine modernere Version mit 300 Kilometern und einem stärkeren Sprengkopf gibt. Mit Streumunition versehen, können sie eine verheerende Wirkung erzielen, beispielsweise auf Flugplätzen mit verletzlichen Zielen: Radar, Luftabwehr, Flugzeuge und Hubschrauber.

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