Erfurt. Zusammen haben sie sich im Harz auf ihre Herausforderungen bei der Erfurter Boxnacht vorbereitet. Salah Jahel soll‘s am Samstag den Titel bringen, Freundin Victoria Stirnemann ein gelungenes Debüt im Ring.

Die Haare geflochten, extra für den ersten Kampf. Die Frisur sitzt. Und die Augen glänzen, umso näher der Samstag rückt. Was sie am Abend in der Riethsporthalle erwartet, möchte Eisschnellläuferin Victoria Stirnemann vor allem auf sich zukommen lassen. Kein Amateur-Kampf, noch kein Sparring, dafür Mut, Training, reichlich Zuspruch und vor allem große Neugier auf die Herausforderung im Ring.

„Ich will Spaß haben“, sagte die 21-Jährige vom ESC Erfurt am Freitag im Thüringenpark den Medien gegenüber und blickte unbefangen ihrem Debüt im Faustkampf entgegen. Das Eis ist ihr Zuhause. Im Rahmen der Erfurter Boxnacht tauscht die Erfurterin die Schlittschuhe mit Box-Handschuhen und trifft auf die Leipzigerin Sabine Hempel, 37.

Die Gegnerin ist Neuland wie der Ring. 16 Jahre liegen zwischen beiden, sieben Kämpfe, auf den ersten Sieg wartet Hempel noch.

Timur Lock strahl Zuversicht aus, dass es nach Samstag so bleiben kann. „Wenn sich Victoria so bewegt, wie sie es gezeigt hat, wird’s eine gute Sache“, meint jedenfalls der Box-Trainer. Er hat in Goslar die Erfurterin intensiv vorbereitet. Und vor allem auch ihren Freund Salah Jahel. Der 27-Jährige wird erst Victoria Stirnemann den Rücken stärken, um im letzten Duell des Abends beim krönenden Schlusspunkt selber um die internationale deutsche Meisterschaft im Weltergewicht der German Box Association (GBA) in den Ring zu steigen.

Für seinen ersten Gürtel muss er Attila Kayabasi aus Osnabrück schlagen. „Ein erfahrener Kämpfer, durchtrainiert“, sagt „Prinz Salah“, wie sich der Boxer vom PSV Erfurt im Ring nennt, über den 34 Jahre alten Kontrahenten. „Aber ich denke, dass ich besser bin.“

Acht Kämpfe, sieben Siege, ein Remis, so die Bilanz des Erfurters. Sein Gegner kommt mit elf Siegen und zwölf Niederlagen in seiner Berufsboxer-Laufbahn in die Riethhalle.

„Ich kann nur gewinnen“, erklärt Jahel in der Überzeugung und entschlossen, die Titel-Chance zu nutzen. Gut drei Wochen ist er dafür zur Intensivkur in den Harz gegangen. Drei Einheiten am Tag und Fasten. Der Ramadan schreibt für Muslime Enthaltsamkeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang vor.

„Gewinner-Schmiede“ heißt die Trainingsstätte in Goslar. Und der Name soll Programm sein. „Wir haben uns auf alles vorbereitet“, betont Timur Lock in der Erwartung, den Abend in Erfurt krönen zu können. „Die Harzluft hat den Erfurtern gutgetan“, sagt er.

Zehn Kämpfe stehen ab 18 Uhr auf dem Programm. Ab 14 Uhr sind ebenso viele Duelle für Amateure vorgesehen. Das vorletzte Duell bestreitet mit Jürgen Doberstein ein Bekannter der Szene. Der Saarländer gehörte eines zum Sauerland-Stall, der in Erfurt große Box-Abende gestaltete. „Schön, hier zu boxen“, sagte der 35-Jährige und hofft, gegen den jungen hungrigen Türken Abdulselam Saman, 21, einen „guten Kampf“ zu zeigen. Dass der Gegner stark sei, motiviere ihn nur umso mehr.