Erfurt. „Comment te dire adieu“ war einer ihrer größten Hits und ein wichtiges Album. Wir legen die Platte in Erinnerung an die französische Sängerin noch einmal auf.

Es ist – scheinbar – die richtige Zeit und der richtige Ort. Wir schreiben das Jahr 1968 als die 24-jährige Françoise Hardy und der 16 Jahre ältere Serge Gainsbourg aufeinandertreffen. Beide sind Stars der französischen Popmusik der 60er-Jahre, auch Yé-yé-Stil genannt, benannt nach dem Yeah-Ausrufen der Beat-Musik englischer Prägung. Sie ist die nachdenkliche Schönheit, er, der raubeinige Charmeur mit einem Händchen für Ohrwürmer.

Und genau das produziert er für die Frau mit dem berühmten melancholisch-betörenden Blick: Gainsbourg nimmt „It hurts to say Goodbye“ von Margaret Whiting, schreibt einen französischen Text und kredenzt eines seiner unwiderstehlichen zeitgeistigen Arrangements. „Comment te dire adieu“ klingt wie ein komplett neuer Song. Ein Song, den man so schnell nicht vergisst.

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Vor allem im Zusammenspiel mit der Interpretin, die trotz ihres zurückhaltenden Rufs relativ gelöst wirkt. Im Video zu dem Lied huscht ihr sogar immer wieder ein verschmitzt-schüchternes Lächeln über ihre Lippen. Diese beschwingte Entspanntheit, die den melancholischen Grundtenor jedoch nie allzu weit auflöst, fügt dem Image Hardys neue Facetten hinzu, der auf ihren Status als Stilikone ihrer Zeit einzahlt.

Gainsbourg setzt seine typischen Stilmittel ein

Gainsbourg hat bereits zwei Jahre vorher „Je t‘aime“ geschrieben, die definitive Version mit Jane Birkin als (Sprech-)Sängerin entsteht allerdings erst 1969. Doch schon ein Jahr zuvor setzt er bei Hardy typische Stilmittel ein: Ein sanft-potent pumpender Bass und im Mittelteil Sprechgesang. Es wirkt aus heutiger Sicht wie eine gelungene Blaupause für Pop-Erfolge made in Frankreich.

Das Cover des Albums „Comment te dire adieu“ von Françoise Hardy.
Das Cover des Albums „Comment te dire adieu“ von Françoise Hardy. © Vogue

„Comment te dire adieu“ wird ein Hit, bis heute immer wieder gern gecovert. Eine der erfolgreichsten Versionen nimmt 1989 Jimmy Sommerville mit June Miles-Kingston auf, Hardy selbst singt das Lied 1970 auch auf Deutsch („Was mach‘ ich ohne dich“).

Großteil sind Coverversionen, etwa von Leonard Cohen

1968 aber eröffnet das Stück ihr neuntes Album, das, wie so oft, keinen Titel hat, inzwischen aber unter seinem bekanntesten Song bekannt ist. Hardy wurde bekannt mit der Eigenkomposition „Tous les garçons et les filles“, das Schreiben eigener Stücke ist für die schüchterne, aber selbstbestimmte Künstlerin selbstverständlich. Auf „Comment te dire adieu“ sind ausnahmsweise nur zwei der zwölf Songs von ihr: „À quoi ça sert?“ und „La mer, les étoiles et le vent“.

  • Im Vergleich: Ricky Nelson – „Lonesome Town“ und Françoise Hardy – „La rue des coeurs perdus“:
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Der Großteil sind Coverversionen, handverlesen, zudem Geschmack und Stil bekundend. Hardy führt das Phil-Ochs-Stück „There but for Fortune“ – einst ein früher Hit für Joan Baez – ins Frankophile („Où va la chance“), auch Leonard Cohens „Suzanne“ bekommt einen französischen Text. Von Ricky Nelson covert sie „Lonesome Town“ aus dem Jahr 1958. Ihre Leidenschaft für Bossa Nova stillt sie mit „La mésange“, einem Stück von Antônio Carlos Jobim.

Serge Gainsbourg schreibt seiner Kurzzeit-Muse für das Album sogar einen eigenen Song: „L‘Anamour“. Es dauert nicht lang und Hardy wendet sich vom Pop-Entwurf ab, tritt wegen Lampenfieber weniger auf. Alles hat seine Zeit. Musik macht sie weiterhin, nimmt bis ins hohe Alter Platten auf. Am 11. Juni 2024 stirbt Françoise Hardy mit 80 Jahren in Paris.

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