Sie sind Blutsbrüder, die leidenschaftlichen Skater Måns und Mikkel. Als Mikkel jedoch Måns Reisepass findet, scheint alles anders zu werden. Darin steht der Name Michelle.
Ferien in Malmö heißt zwar nichts anderes als: von einer Großstadt in die andere. Macht nichts. Måns ist froh, Stockholm den Rücken kehren zu können, wo er Außenseiter ist und seine Eltern ihm megapeinlich sind. Ein Vater, der im knallroten Ganzkörperdress mit Windelhose für das Klima radelt, und eine Mutter, die pausenlos mit verstellter Stimme spricht, wenn sie Figuren in Trickfilmen synchronisiert – „wie eine erkältete Hummel oder ein miesepetriger Bär“ – , machen das Leben nicht leichter.
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Malmö bedeutet Freiheit, dort kennt den Elfjährigen keiner – und dort findet er den besten Freund, den er jemals hatte. Mikkel, auf den ersten Blick furchterregend, auf den zweiten und dritten loyal und einfühlsam, und ein ebenso leidenschaftlicher Skater wie Måns. Nach einem Skateunfall werden sie Blutsbrüder. Doch als Mikkel den Reisepass von Måns sieht, als die beiden einen Ausflug nach Dänemark machen wollen, fühlt er sich verraten und verkauft. Darin steht der Name Michelle.
Jenny Jägerfeld lässt sich Zeit, bis sie ihr Thema auspackt. Sie lässt Måns erzählen, mitunter so trocken-ironisch, dass die Leserin laut lachen muss, mitunter so naiv, wie Kinder sein können. Sie zeigt uns einen scharfen und sensiblen Beobachter, der weiß, was er will. Und zwar, seit er vier Jahre alt ist. „Ich bin ein Junge, bloß bin ich mit einer Vulva geboren“: Måns ist sich sicher, so sicher, dass er nicht wütend, sondern versöhnlich damit umgeht, dass er als Trans-Kind für andere ein großes Thema ist. So locker wie ernsthaft zeigt uns Jägerfeld, wie absurd der Alltag werden kann, wenn geschlechterspezifische Erziehung die Norm ist.
Mikkel sieht sich betrogen, weil Måns ihm nichts darüber gesagt hat. Aber ist das die Lüge? Oder sind es die Angaben im Reisepass?
Jenny Jägerfeld, die mit dem Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis ausgezeichnet ist, dem weltweit wichtigsten der Kinder- und Jugendliteratur, könnte für „Best Bro Ever!“ erneut geehrt werden. Der Roman ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominiert, auch wegen der Übersetzung von Susanne Dahmann, die Måns‘ Ton wunderbar trifft.