Berlin. Archäologen orten mitten im Amazonas eine verschollene Metropolregion. Lesen Sie hier, wie sie die Spuren im Urwald finden konnten.

Der Urwald im Amazonas ist extrem dicht, schier undurchdringlich. Reste von uralten „verschollenen“, von der Natur im Laufe der Zeit überwucherten Siedlungen zu finden, ist da sehr schwer; erst recht großräumige Strukturen zu erkennen.

Aber genau das ist jetzt der Archäologie gelungen. Forscher haben ein vergessenes „Tal der Städte“ entdeckt und können es selbst kaum fassen. „Es ist unglaublich“, jubelt Stéphen Rostain vom französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in der Fachzeitschrift „Science“.

Mindestens 10.000 Menschen lebten im „Tal der Städte“

Die Fakten: Es ist keine Stadt, sondern eine regelrechte Metropolregion im Amazonasgebiet Ecuadors. Bewohnt wurde sie vom Volk der Upano, vermutlich schon 500 Jahre vor Christus.

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Es war eine Agrarkultur. Die Forscher entdeckten Hinweise auf landwirtschaftliche Felder mit Entwässerungskanälen, ferner Spuren von Gebäuden und Plätzen auf mehr als 6000 Erdhügeln, die wiederum durch Straßen über eine Länge von zehn bis 20 Kilometern miteinander verbunden waren. Man schätzt, dass dort 10.000 Menschen gelebt haben, vermutlich deutlich mehr. Die Forscher nehmen an, dass das „Tal der Städte“ noch um 300 bis 600 nach Christus bewohnt wurde – nahezu Tausend Jahre, bevor die Spanier im 16./17. Jahrhundert Südamerika „entdeckten“ und eroberten.

Die ersten Überreste wurden vor gut 20 Jahren entdeckt. Lange Zeit haben die Forscher nur die Bäume gesehen, nicht den Wald. Anders gesagt: Sie haben die Zusammenhänge nicht erkannt. Rostain war sich nach eigenen Angaben „nicht sicher, wie das alles zusammenpasst.“

Moderne Sensoren machten den Fund möglich

Die Größe der Großstadtregion lässt auf eine intelligente Arbeitsorganisation schließen, auf komplexe Strukturen. Der Arbeitsaufwand muss enorm gewesen sein, zumal die Menschen – anders als die Inkas und Mayas – hier keine Steine hatten. „Sie bauten mit Lehm“, erläutert José Iriarte, Archäologe an der Universität im britischen Exeter.

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Wie aber ist den Archäologen ihr Coup gelungen? Es war kein Zufallsfund. Der Durchbruch gelang dank modernster Technik. In den letzten Jahren haben verbesserte Lichterkennungs- und Entfernungsscans es ermöglicht, durch die Baumkronen vorzudringen, sodass man mithilfe der Lasersensoren Erdhügel und zugewachsene Straßen erkennen und kartieren konnte. Erst da waren sich die Forscher sicher, dass die einzelnen Siedlungen miteinander verbunden waren und im Grunde eine Metropolregion bildeten: das verschollene „Tal der Städte“.

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