Berlin/London. Wenn die Babyboomer ihr Erbe an ihre Kinder übertragen, werden die ein kolossales Vermögen anhäufen. Warum das dem Klima helfen kann.

Die Generation der Babyboomer gilt als Wohlstandsgeneration: Sie folgte auf die „Nachkriegsgeneration“ und die „Silent Generation“ und profitierte vom wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg in den Industrienationen. Wenn die zwischen 1956 und 1964 geborenen Menschen ihre Vermögen an ihre Kinder vererben, dürften Werte von schwindelerregendem Ausmaß verschoben werden.

Eine Studie der britischen Immobilienagentur Knight Frank hat diese Entwicklung weltweit untersucht. Das Ergebnis: In den kommenden 20 Jahren dürfte die Generation der Millennials (geboren zwischen 1981 und 1995) zur „reichsten Generation der Geschichte“ werden. Allein in den USA, so die Prognose der Fachleute im „Wealth Report 2024“, dürften 90 Billionen Dollar an die Erben übergehen.

Arm und Reich: Kluft dürfte sich wegen Erbschaften vergrößern

Das könnte beim Umgang mit der Klimakrise helfen. Die Studie nimmt die künftige Generation der sehr Vermögenden in den Blick, im Fachjargon spricht man von „Ultra High Net Worth Individuals“ (UHNWIs, Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar).

Liam Bailey, globaler Forschungsleiter bei Knight Frank, sagte dem „Guardian“, dass die Vermögensverschiebung wahrscheinlich die Bemühungen um nachhaltige Investitionen und Verhaltensweisen unterstützen werde. „Millennials scheinen die Botschaft verstanden zu haben, wenn es um die Reduzierung des Konsums geht. 80 Prozent der männlichen und 79 Prozent der weiblichen Befragten sagen, dass sie versuchen, ihren CO₂-Fußabdruck zu verringern“, sagte er.

In der Generation der Babyboomer zeigt sich noch ein anderes Bild: Unter den Männern wollen nur 59 Prozent versuchen, ihren CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, bei den Frauen sind es 67 Prozent.

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Besonders die Bevölkerungsgruppe der sehr Vermögenden ist bei Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung gefragt. Eine Studie von Oxfam und des Stockholer Umweltinstituts kommt zu dem Schluss, dass die reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung für mehr CO₂-Emissionen verantwortlich sind, als die ärmsten 66 Prozent.

Superreiche: Nur 14 Prozent wollen auf Privatjets verzichten

Der „Wealth Report“ attestiert den Vermögenden einen Wandel im Lebensstil, insbesondere im Hinblick auf Mobilität: Etwa 40 Prozent steigen auf E-Autos um. Allerdings geben nur 10 Prozent an, auf Flüge verzichten zu wollen, 14 Prozent wollen die Nutzung von Privatjets einschränken.

Der Report von Knight Frank verdeutlicht auch, dass sich aufgrund der Erbschaften die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößern dürfte. Dass die Krisen und Kriege der vergangenen Jahre die Schere auf der Welt noch weiter auseinandergetrieben haben, zeigt auch ein Bericht von Oxfam vom Jahresanfang.

Demnach haben die fünf reichsten Menschen der Welt – allesamt Männer – ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig wurden fast fünf Milliarden Menschen, die ärmsten 60 Prozent, noch ärmer.