Eisenach. 413. Wartburgkonzert mit Solisten und dem Barockensemble der Philharmonie Gotha-Eisenach bot einen Ausflug in die Musikgeschichte.

Wer das 413. Wartburgkonzert im Festsaal besuchte, hat eine Lektion in Musikgeschichte und Instrumentenkunde erfahren. Alle Geburtsjahre der Komponisten lagen im 17. Jahrhundert. Der Artist in Residence Reinhold Friedrich hatte sich die Trompeter Josep Gomez, José Rabasco, Rupprecht Drees, Tobias Krieger und Oles Burak zur Seite geholt, die alle auf einer in dieser Zeit üblichen Langtrompete spielten.

Das Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach spielte in gewohnter Weise auf ihren historischen Instrumenten. Dass sie tiefer gestimmt sind als auf den heute üblichen Kammerton, versteht sich von selbst. Über das ganze Konzert lässt sich nur mit „mustergültiger Interpretation“ urteilen.

Gleich zu Beginn wartete Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 - 1704) mit einer Sonata für sechs Trompeten, Pauken und basso continuo auf und gab dem Palas der Wartburg ein tönendes Festgewand. In der Vorstellung durfte Georg Friedrich Händel (1685 - 1759) die Königin von Saba festlich einziehen lassen. Man kann sich bei dieser Musik sehr gut die mit Glorienschein umkränzten Häupter der Landesherren dieser Zeit vorstellen. Paraden mit Beiwerk tun es heute, die von damals sind die schöneren.

Ab und zu kann man im Rundfunk ältere Aufnahmen dieser Musik hören. Der Wandel der Artikulation ist ohrenfällig. In der damaligen Interpretation angeglichen wirkt die Musik lebendiger, dynamischer, sie atmet. Das hat das Orchester der Schulung durch ihren 1. Konzertmeister Alexej Barchewitch zu verdanken. Die Wandlungsfähigkeit der Musiker dieses Orchesters, einmal John Adams (am 24. Mai), jetzt Barock, ist anerkennenswert. Nicht jedem Musiker gelingt dieser Quantensprung.

Das Trompetenkonzert Nr. 1 von Johann Melchior Molter stellte hohe Anforderungen an den Solisten Reinhold Friedrich. Nicht alle Töne der diatonischen Durtonleiter sind mit der instrumentenbedingten Obertonreihe der Naturtontrompete erreichbar. Natürlich hätte der Solist die Hohe Trompete (Bachtrompete) verwenden können. Das wäre aber an diesem Abend stilwidrig gewesen. Mit den Intonationslöchern am Instrument, die mit den Fingern mehr oder weniger gedeckt werden müssen, ist etwas Abhilfe zu schaffen. Das bedingt aber wieder leichte Unsauberkeiten der Töne. Man kannte es damals nicht anders. So danken wir dem Solisten, dass er uns den Klang von damals vermittelt hat.

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Zweimal war Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) vertreten. Das Brandenburgische Konzert Nr. 2 brachte uns der Solotrompeter der Staatskapelle Weimar Rupprecht Drees zu Gehör. In der Orchestersuite Nr. 3 leuchtete wieder höfischer Glanz auf, mit einem Augenzwinkern auf eine Anstellung in Dresden. So verriet es der Moderator des Konzertes. Wer kennt nicht das „Air“ aus dieser Suite und schmilzt beim Anhören der wunderbaren Artikulation dahin? Es wurde eine der beiden Zugaben.

Ein Telemann (1681 - 1767) durfte nicht fehlen, zumal er enge berufliche Verbindung zu Eisenach hatte. Die Streicher waren noch einmal in dem Concerto grosse von Antonio Vivaldi (1678 - 1741) zu hören, bevor sechs Trompeten mit einem Concerto grosso von Gottfried Heinrich Stölzel (1690 - 1749) den Abend festlich ausklingen ließen. Der letzte Satz wurde die zweite Zugabe, die sich das Publikum erbat.

Das Konzert wird demnächst bei „Deutschlandfunk Kultur“ zu hören sein. gm

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