Athen. Acht Touristen sind bei Wanderungen in Griechenland plötzlich verschwunden. Was steckt hinter der mysteriösen Serie?

In Griechenland sind während der vergangenen Tage acht ausländische Touristen bei Wanderungen verschwunden. Fünf wurden inzwischen tot gefunden, unter ihnen ein prominenter britischer TV-Moderator. Drei Menschen werden noch vermisst. Was steckt hinter der unheimlichen Serie?

Lesen Sie auch: Frau spürt weltweit vermisste Menschen auf: Das war mein krassester Fall

Sechs Tage lang suchten die Retter auf der kleinen Ägäisinsel Symi nach Michael Mosley. Sie setzten Spürhunde, Hubschrauber und Drohnen ein. Dann entdeckte ein Fernsehteam von einem Schlauchboot aus am Ufer die Leiche des 67-jährigen Arztes und Fernsehmoderators. Der prominente Brite machte auf der Insel Urlaub. Er war bei einer Wanderung offenbar vom Weg abgekommen und zusammengebrochen.

Lesen Sie auch: Ferienwohnung in Griechenland kaufen - hier ist es noch günstig

Der Tod des bekannten TV-Arztes und Buchautors war der Auftakt zu einer unheimlichen Serie. In den vergangenen zwei Wochen wurden in Griechenland acht Urlauber als vermisst gemeldet. Am Samstag fanden Suchtrupps auf der Insel Samos die Leiche eines 74-jährigen niederländischen Touristen. Er war am vergangenen Sonntag zu einer Wanderung aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Mit Hilfe einer Drohne entdeckte man seine Leiche in einer Schlucht. Auf Kreta brach vergangenen Donnerstag ein 80-jähriger Tourist zu einer Wanderung auf und kehrte nicht in sein Hotel zurück. Man fand seine Leiche anderntags in der Nähe der archäologischen Stätte von Malia. Ebenfalls auf Kreta brach ein 70 Jahre alter französischer Tourist in der Mittagshitze auf einem Strand bei Sitia tot zusammen.

Michael Mosley kam offenbar von seiner geplanten Route ab und verirrte sich. Er hatte weder genug Wasser bei sich, noch ein Mobiltelefon, über das er Hilfe rufen konnte oder die Retter seine Position hätten orten können.
Michael Mosley kam offenbar von seiner geplanten Route ab und verirrte sich. Er hatte weder genug Wasser bei sich, noch ein Mobiltelefon, über das er Hilfe rufen konnte oder die Retter seine Position hätten orten können. © DPA Images | Uncredited

In keinem der Fälle gibt es Anzeichen für Verbrechen

Unterdessen setzten Rettungsteams auf der Insel Amorgos die Suche nach Eric Albert Calibet fort. Der 59-jährige US-Amerikaner, ein pensionierter Sheriff aus Los Angeles, macht seit vielen Jahren regelmäßig auf der Insel Urlaub. Er kennt Amorgos gut. Am vergangenen Dienstag brach er frühmorgens zu einer Wanderung zum Dorf Katapola auf. Doch dort kam er nie an. Die Polizei setzte Hubschrauber und Drohnen ein, aber die Suche blieb bisher erfolglos.

Auch interessant: Trinkgeld in Frankreich, Österreich und Co. – Wo wenig „Tip“ eine Beleidigung ist

Ein weiterer amerikanischer Tourist wurde seit dem vergangenen Dienstag auf der kleinen Insel Mathraki bei Korfu vermisst. Am Sonntag fand man seine angespülte Leiche an einem Strand. Er ist offenbar ertrunken. Seit Freitag suchen Polizei, Feuerwehr und Freiwillige auf der Insel Sikinos nach zwei Touristinnen. Die beiden Französinnen, 64 und 73 Jahre alt, waren nicht in ihr Hotel zurückgekehrt.

Anzeichen für ein Verbrechen gibt es bisher in keinem der Fälle. Die ungewöhnliche Häufung könnte mit der Hitzewelle zu erklären sein. Vergangene Woche stiegen die Temperaturen in vielen Teilen Griechenlands auf mehr als 40 Grad. Dimitris Katatzis, Chef eines Rettungsteams auf der Insel Samos, warnt Touristen: „Es ist nicht klug, bei solcher Hitze Wanderungen zu unternehmen.“

Bis über 40 Grad: Schulen in Griechenland geschlossen

weitere Videos

    Bergführer Stavrakis: „Viele Touristen überschätzen ihre Kräfte“

    „Viele Touristen überschätzen ihre Kräfte“, sagt auch Manoussos Stavrakis. Er arbeitet als Bergführer auf der Insel Kreta und begleitet häufig Urlauber auf Wanderungen. „Manche laufen mit völlig ungeeignetem Schuhwerk los, schützen sich nicht ausreichend vor der Sonne und nehmen viel zu wenig Wasser mit“, beobachtet Stavrakis. Überdies sind die meisten ausländischen Besucher ortsunkundig. „Wenn man sich bei einer Bergwanderung verläuft, kann das Lebensgefahr bedeuten“, so Stavrakis. 

    Auch Michael Mosley kam offenbar von seiner geplanten Route ab und verirrte sich. Er hatte weder genug Wasser bei sich, noch ein Mobiltelefon, über das er Hilfe rufen konnte oder die Retter seine Position hätten orten können.