Berlin. Leben Astronauten bald in Lego-Häusern auf dem Mond? Die ESA hat Prototypen für Bauteile entwickelt – mit einem großen Vorbild.

Das Prinzip der Lego-Steine könnte die Raumfahrt revolutionieren – und schon bald Mondbasen ermöglichen. Ein Forscherteam der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat mithilfe von 3D-Druckern Prototypen von Bausteinen entwickelt, die zukünftig für Astronautenunterkünften auf dem Mond genutzt werden könnten. Diese Prototypen sehen den bekannten Klemmbausteinen verblüffend ähnlich.

Für die Errichtung bewohnbarer Mondstationen wären äußerst widerstandsfähige Baumaterialien notwendig, die die Sicherheit der Bewohner gewährleisten. Der Transport solcher Komponenten von der Erde zum Mond könnte jedoch die Kosten auf ein unerschwingliches Niveau treiben. Sie wären schwer und damit wären viele Raketenstarts notwendig, die sehr teuer sind.

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Fachleute schlagen daher vor, auf dem Mond vorhandene Ressourcen zu nutzen, um die Menge an benötigten Materialien, die von der Erde mitgebracht werden müssen, erheblich zu reduzieren. Besonders vielversprechend ist hierbei Regolith – eine Mischung aus Staub, Gestein und feinen Partikeln, die die Mondoberfläche bedeckt. Obwohl Regolith als mögliches Baumaterial anerkannt ist, ist noch unklar, in welcher Form es am effektivsten verwendet werden kann.

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Ein Team von Wissenschaftlern der ESA ließ sich von den bekannten Lego-Steinen inspirieren. In einer kürzlich veröffentlichten Ankündigung präsentierten die ESA und das dänische Spielwarenunternehmen Prototypen von Bausteinen für Mondstationen, die sich wie die kleinen Klemmbausteine zusammenfügen lassen.

Die Weltraumsteine werden in LEGO-Stores in vielen Ländern zu sehen sein.
Die Weltraumsteine werden in LEGO-Stores in vielen Ländern zu sehen sein. © IMAGO/Cover-Images | IMAGO

Erste Prototypen aus 4,5 Milliarde Jahren alten Weltraumgesteinen gebaut

„Mein Team und ich lieben kreatives Bauen und wollten erforschen, ob sich Weltraumstaub zu einem Ziegel formen lässt, der einem Lego-Stein ähnelt, damit wir verschiedene Bautechniken testen können“, sagte ESA-Wissenschaftler Aidan Cowley der BBC. „Das Ergebnis ist erstaunlich, und obwohl die Steine etwas rauer aussehen als gewöhnlich, funktioniert die Verbindungskraft trotzdem, sodass wir unsere Designs testen können.“

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Es gibt jedoch einen kleinen Vorbehalt bei der ersten Generation der Lego-Mondziegel – sie bestehen technisch gesehen nicht aus Regolith. Da nur wenige Proben von Mondstaub auf der Erde verfügbar sind, griffen die Forscher auf eine Alternative zurück: Meteoritenstaub eines 4,5 Milliarden Jahre alten Weltraumgesteins, das im Jahr 2000 in Afrika entdeckt wurde. Sie vermischten die winzigen Metallpartikel und Chondrulen (geschmolzene Meteoritenfragmente) mit einem thermoplastischen Polymer namens Polylactid. Dieses neu entstandene Material wurde dann in einen 3D-Drucker gefüllt, um Ziegel im charakteristischen Lego-Stil herzustellen.

Weltraumfans können die Prototypen sogar selbst in Lego-Stores bestaunen: In Deutschland sind die Mondstaubziegel vom 24. Juni bis 20. September in München und Köln ausgestellt.

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