Berlin. Viele queere Reisende haben schon Diskriminierung erlebt – auch im Urlaub. Eine Studie zeigt nun, wie unsicher sie sich wirklich fühlen.

Entspannt in den Urlaub – für queere Reisende ist das nicht immer möglich. Denn in 62 Staaten wird Homosexualität noch immer strafrechtlich verfolgt, in zwölf Ländern droht die Todesstrafe. Für andere Mitglieder der LGBTQ-Community, die alle Menschen umfasst, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Norm abweicht, ist die Situation oft noch schwieriger.

Nun zeigt eine Studie, dass Diskriminierung von LGBTQ-Reisenden mehr als ein Randproblem ist. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten in Deutschland gaben an, während ihrer Reisen bereits Diskriminierung erlebt zu haben. Ausgegangen sei sie sowohl von anderen Reisenden (51 Prozent) als auch von Einheimischen an den Reisezielen (55 Prozent).

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Die Studie, die von „Booking.com“ in Auftrag gegeben und unabhängig durchgeführt wurde, liegt unserer Redaktion exklusiv vor. Sie umfasst die Antworten von 11.469 LGBTQIA+-Reisenden aus 27 Ländern, die in den vergangenen zwölf Monaten eine Urlaubsreise unternommen haben. Die Befragung fand im April und Mai 2024 online statt.

Weltweit gaben 63 Prozent der befragten LGBTQ-Personen, die sich geoutet haben, und 64 Prozent der Befragten in queeren Partnerschaften an, während ihrer Reisen diskriminierende Erfahrungen gemacht zu haben. Bei denen, die sich aktiv für LGBTQ-Rechte einsetzen, waren es sogar 68 Prozent. Die Studie hebt hervor, dass fast die Hälfte (47 Prozent) der deutschen LGBT-Reisenden angibt, dass ihre Zugehörigkeit zur Community sie als Reisende verunsichert und gehemmt hat. Diese Bedenken sind besonders stark bei trans (64 Prozent), inter* (57 Prozent) und nicht-binären Personen (56 Prozent) ausgeprägt.

LGBTQ+-Reisende: Die Wahl des Reiseziels

Besonders wichtig ist für LGBTQ-Reisende die Wahl ihres Urlaubsortes. Folgendes konnte die Studie dazu herausfinden:

  • 58 Prozent der deutschen LGBTQ-Reisenden legen Wert darauf, dass sie sie selbst sein können.
  • Fast ebenso viele (57 Prozent) priorisieren eine Unterkunft, die in ihr Budget passt.
  • 49 Prozent erachten die lokale Gesetzgebung eines Reiseziels in Bezug auf Menschenrechte, Gleichstellung und Eherechte für LGBTQ-Personen als wichtigen Faktor.
  • 44 Prozent berücksichtigen, ob die Akzeptanz am Reiseziel gegenüber LGBTQ-Personen größer oder kleiner ist als in ihrem Heimatland.
  • Und 42 Prozent achten darauf, was sie in den Nachrichten über Erfahrungen ausländischer LGBTQ-Reisenden gehört oder gelesen haben. 

39 Prozent der deutschen Befragten haben bereits eine Reise abgesagt, nachdem sie festgestellt haben, dass das Reiseziel LGBTQ-Einheimische nicht akzeptiert. Im Gegensatz dazu haben mehr als die Hälfte (52 Prozent) der deutschen LGBTQ-Reisenden in den vergangenen zwölf Monaten eine Reise an ein Ziel gebucht, das sich als unterstützend für die LGBTQ-Community identifiziert.

Reise-Studie: Weitere Maßnahmen zur Sicherheit

Vor der Reise ergreifen LGBTQ-Reisende zusätzliche Maßnahmen, um möglicher Diskriminierung während des Fluges entgegenzuwirken. 41 Prozent wählen im Voraus bestimmte Sitzplätze aus, um den Kontakt mit anderen Passagieren zu minimieren, eine Maßnahme, die besonders von trans (61 Prozent), inter* (55 Prozent) und nicht-binären Personen (50 Prozent) ergriffen wird.

Darüber hinaus gaben 35 Prozent der deutschen LGBTQ-Reisenden an, dass sie Aspekte ihres Aussehens und Verhaltens anpassen, um Diskriminierung oder unerwünschter Aufmerksamkeit zu entgehen. Ein Drittel (32 Prozent) hat ein Alter Ego entwickelt, um sich besser in unterschiedlichen Umgebungen zurechtzufinden.

Trotz dieser Herausforderungen sehen LGBTQ-Reisende auch Fortschritte innerhalb der Reisebranche. 71 Prozent der deutschen Befragten fühlen sich durch mehr Inklusion auf Reisen wohler. Das spiegelt sich insbesondere bei geouteten Reisenden (76 Prozent) wider, aber auch bei denen, die ihre sexuelle Orientierung oder Gender-Identität nicht offenlegen (65 Prozent).