Über wachsendes globales Wirtschaftsinteresse an der Europameisterschaft.

Immerhin. Die drei Streifen tauchen an den Banden zwar nicht auf. Der aus Herzogenaurach stammende Sportartikelhersteller aber ist dabei, wenn die Uefa den EM-Ball rollen lässt. Seit 1968 stellt Adidas das Spielgerät und zählt zu den weltweiten Sponsoren. Wo Europa draufsteht, stecken mehr denn je globale Wirtschaftsinteressen dahinter.

Engelbert Strauss, Lidl, Atos aus Frankreich, das in den Niederlanden ansässige Reiseportal booking. com, die europäischen Unternehmen vermitteln neben nationalen EM-Sponsoren wie Bahn und Bitburger ein Gefühl von vertrauter Nähe. Der Blick auf Werbetafeln lässt ihn mehr als zuvor in die Ferne schweifen, besonderes gen Fernost.

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Hisense war 2016 das erste Un­ternehmen aus dem Reich der Mitte, das die kontinentale Endrunde für sich entdeckte. Inzwischen ist das Elektronikunternehmen ei­ner von fünf globalen EM-Sponsoren aus China. Die Alibaba-Gruppe sucht nun mit ihrem elektronischen Handelsunternehmen und dem Online-Bezahldienst doppelt die EM-Bühne. BYD macht mobil. „Build Your Dreams” heißt der Fahrzeughersteller, der weltweit die meisten Elektroautos absetzt und Europa frachterweise zu erobern versucht.

Mit Betano ist zum ersten Mal ein inzwischen von Malta aus gelenkter Wettanbieter EM-Sponsor. Er bringt den Fußball in eine risikoreiche Nähe von Glücksspiel.

Die Wette, wer den Reibach machen könnte, scheint bereits gewonnen. Von der noch mit acht Teams ausgetragenen Endrunde 1992 hat sich die Anzahl der Teilnehmer bis heute verdreifacht. Der Erlös nur aus kommerziellen Rechten ist seit Schweden bis zum Pan-Europa-Turnier 2020 um mehr als das Fünzigfache gewachsen. Er wird 2024 weiter zulegen. Mit etwa 2,4 Milliarden Euro erwartet die Uefa eine Rekordeinnahme aus dem Turnier in Deutschland, spricht aber ungern über Geld. Wohl nicht zuletzt, weil sie in der Schweiz kaum Steuern zahlt. Währenddessen werden dem Steuerzahler in den Ausrichterländern Kosten für Fanmeilen und Sicherheit großzügig überlassen.

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Sie tragen sie, weil Europas Fußball längst über dessen Grenzen hinaus wirkt. Die EM grüßt in die Welt, mit viel fremdem Geld. Wie ließe sich das besser sagen als mit ei­nem der großen Partner: Visit Katar.

Steffen Ess über wachsendes globales Wirtschaftsinteresse an der Europameisterschaft
Steffen Ess über wachsendes globales Wirtschaftsinteresse an der Europameisterschaft © Sascha Fromm | Sascha Fromm