Mühlhausen. Radsportlerin Katarzyna Niewiadoma holt bei der Lotto Thüringen Ladies Tour Schwung für Olympia. Auf der Mühlhausen-Etappe fuhr sie lange als Solist an der Spitze.

Sie liebt die steilen Anstiege. Für Katarzyna Niewiadoma kam deshalb am Freitag die vierte Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour mit Start und Ziel in Mühlhausen mit vier Bergwertungen und insgesamt 1453 Höhenmetern wie gerufen. Über knapp 30 Kilometer bewies sie als Solistin ihre Stärke. Erst 4800 Meter vor dem Ziel wurde sie wieder eingeholt.

Hoffnungen auf das Gelbe Trikot hatte die 29-Jährige aber schon vor der vierten Etappe nicht mehr. „Dafür ist der Zeitabstand zu groß“, sagte die Polin von der deutschen Mannschaft Canyon SRAM. Als mehr als die Hälfte des Rennens gefahren war, setzte sich die 29-Jährige tatsächlich vom Feld ab und gewann die letzte Bergwertung an der Struppeiche auf dem Kamm des Hainich.

Sie kämpfte auf der Abfahrt nach Mühlhausen allerdings allein gegen den heftigen Wind und wurde 4800 Meter vor dem Ziel wieder eingefangen. Als kleinen Trost eroberte sie sich immerhin das orange Trikot der aktivsten Fahrerin sowie der Grüne Jersey als beste Bergfahrerin. „Kaisa ist ein starkes Rennen gefahren. Aber wir wollten sie unbedingt einholen“, sagte Etappensiegerin Brand.

Olympia und Tour de France Femmes sind nächste Höhepunkte

Sie nutzt die Thüringen-Rundfahrt als optimale Vorbereitung auf die Höhepunkte der Saison mit den Olympischen Sommerspielen in Paris und der Tour des France Femmes avec Zwift. Die tags zuvor vollbrachte Etappe „Rund um Erfurt“ überzeugte die Polin allerdings nicht. Dieser ziemliche flache Abschnitt sei ihr etwas zu langweilig gewesen. Sie liebt die bergigen Etappen, dafür war sie mit der Teamleistung im Allgemeinen zufrieden.

Nach der Erfurt-Etappe den Vertrag verlängert

Trotzdem lieferte der Tag in Erfurt noch ein wichtiges Signal. Am Abend verkündete sie mit ihrem deutschen Team Canyon SRAM, dass ihr Vertrag verlängert wurde.  Die teaminterne Unterstützung, ihre Rolle in der Mannschaft und das familiäre Gefühl waren die ausschlaggebenden Punkte für diese, auch aus deutscher Sicht, sehr erfreuliche Entscheidung.

Wenn es nach der Lotto Thüringen Ladies Tour richtig ernst wird, gilt „Kaisa“ als Favoritin – bei Olympia und der danach folgenden Tour des France Femmes avec Zwift. Für beide Wettbewerbe zeigte sich die Polin selbstbewusst: „Bei den Olympischen Spielen möchte ich eine Medaille erringen, bei der Tour de France ist das Ziel die Top 3“.

Im April holt die Polin ersten Sieg seit fünf Jahren

Dass die Polin eine der besten Radsportlerinnen der Welt ist, daran besteht schon seit langer Zeit kein Zweifel mehr. Einziges Problem, der letzte Sieg datierte auf den 13. Juni 2019. Bei der vierten Etappe der OVO Energy Women’s Tour in Großbritannien stand sie zuletzt bei einem Straßenrennen auf dem Treppchen ganz oben. Danach folgten fast fünf Jahre des Leidens. Viel Kritik hatte sie einstecken müssen, vor allem nach dem zweiten Platz im vergangenen März bei der Flandernrundfahrt, nach dem ihr unglückliches Timing in den Attacken und die damit einhergehende Energieverschwendung ihr womöglich den Sieg kosteten.

Die Geschichte der ewigen Zweiten schien endlos fortgeführt zu werden. Katarzyna Niewiadoma begann allerdings nicht zu zweifeln, sie glaubte weiter an ihre Klasse. Ihre Kritiker verstummten 18 Tage später, ein Antritt an der letzten Rampe vor dem Ziel, die Polin überquerte als erste die Ziellinie. Der Sieg im Klassiker La Flèche Wallonne Féminine in Belgien konnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen. Die vielleicht wichtigsten Monate ihrer Karriere stehen an.

Auf Instagram gibt sie das Credo vor ,,Zusammen groß zu träumen“, mit ihrem Team im Rücken sei alles möglich. Das alles möglich ist, solange man daran glaubt, hat sie schon einmal gezeigt. So ist auch für sie bei der Lotto Thüringen Ladies Tour das letzte Wort noch nicht gesprochen. Vielleich setzt ,,Kasia“ in den verbleibenden Tagen in Thüringen ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz.

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