Marco Alles über das Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft und Instrumente, die dem Fußball die Seele rauben.

So eng geht es im modernen Fußball inzwischen zu. Zwischen Freud und Leid liegen oftmals nur Fuß- oder Fingerspitzen. Und eben manchmal auch beides. Derart innig wird die deutsche Mannschaft in diesem Turnier wohl nicht noch einmal von Fortuna geküsst. In den Schlüsselmomenten war das Glück auf ihrer Seite. Allerdings: Verdient ist das Weiterkommen allemal; die Spiel- und Chancenanteile sahen die DFB-Elf klar im Vorteil.

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Trotzdem lieferte das Achtelfinale erneut den Beweis dafür, dass die Einführung von hoch technisierten Hilfsmitteln die Diskussionen um Schiedsrichter-Pfiffe nicht verstummen lassen. Ganz im Gegenteil: Sie nehmen gar an Schärfe zu. Weil es sich nicht richtig anfühlt, wenn ein Zehennagel über Wohl und Wehe entscheidet. Und weil es dem Fußball die Seele raubt, wenn kalibrierte Linien oder ein Sensor im Ball die maßgeblichen Instrumente sind.

Dem Schiedsrichter kann man keinen Vorwurf machen. Er muss Richtlinien befolgen, die sich mittlerweile so weit vom eigentlichen Spiel entfernt haben, dass selbst die Spieler sie nicht mehr verstehen. Die Handregel ist und bleibt nach unzähligen Modifizierungen durch Schreibtischtäter das größte Übel. Wenn ein Streifschuss wie beim Dänen Andersen oder ein hauchzarter Kontakt wie beim Belgier Openda in der Vorrunde geahndet werden, läuft etwas gewaltig falsch.

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So groß und verständlich der Jubel im deutschen Lager war: Einen faden Beigeschmack hatte der wegweisende Führungstreffer am Sonnabend. Es muss alsbald noch andere Kriterien zur Bewertung von Handspiel-Szenen geben; sei es die erkennbare Absicht, klare Blockaktionen oder eine Vorteilsbeschaffung. Ansonsten wird dieses leidliche Thema, wortwörtlich, nicht in den Griff zu bekommen sein.