Marco Alles über eine Mannschaft, die keine ist.

War es am Ende pures Glück? War es die individuelle Klasse von zwei Ausnahmekönnern? War es vielleicht sogar der gute Geist von Blankenhain? Oder von jedem etwas? Vermutlich wissen die Engländer selbst nicht so genau, wie sie es ins Viertelfinale geschafft haben. Als mit Abstand teuerstes Team zu dieser Europameisterschaft angereist, enttäuschten sie spielerisch bislang auf ganzer Linie.

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Die „Three Lions“ stehen exemplarisch dafür, dass ein Reservoir an hochtalentierten Fußballern noch längst keine gute Mannschaft ergibt. Foden, Saka, Kane, Bellingham, Walker, Rice – die Liste der Top-Spieler, die in ihren Vereinen herausragende Leistungen zeigen, ist lang. Länger sind nur die Gesichter der englischen Fans, die sich auf mitreißende Auftritte in den deutschen Stadien gefreut hatten.

Keine Leidenschaft, keine Dynamik, kein Plan

Doch weit gefehlt. Der EM-Finalist von 2021 präsentierte sich in seinen vier Partien uninspiriert und ideenlos. Gegen die tapferen Slowaken wirkte die gesamte Mannschaft zudem leidenschaftslos und ohne erkennbares Konzept. Es krankte an elementaren Dingen und war erschreckend, wie hilflos die Milliardentruppe und ihr Trainer Southgate mehr als 90 Minuten lang wirkten: kein Pressing, kaum Dynamik und noch weniger Mut. Kein Wunder, dass der Jubel über das späte Weiterkommen die Kritik an der Spielweise nicht übertönen konnte.

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Nun ist Fußball Ergebnissport. Der Zweck heiligt häufig die Mittel. Entsprechend groß dürfte die Genugtuung des umstrittenen Coaches gewesen sein, der stur an Personal und Plan festhielt – und letztlich richtig lag. Dennoch fällt es schwer, an eine vollständige Genesung des englischen Patienten zu glauben. Zumal mit der Schweiz ein Gegner wartet, der bisher als das absolute Gegenteil überzeugte: als echtes Team mit ausgefeilter Taktik.