Axel Lukacsek über die Treffsicherheit von Mister Eigentor.

Er hat zum neunten Mal zugeschlagen. Diesmal war der Belgier Jan Vertonghen der Unglücksrabe. Frankreichs Star-Ensemble um Stürmer Kylian Mbappé – Marktwert mehr als eine Milliarde Euro – ist ohne Esprit, dafür unter gnädiger Mithilfe von Mister Eigentor ins Viertelfinale befördert worden.

Eigentore als neuer Trend bei dieser Europameisterschaft? Nicht ganz. Denn beim Turnier 2021 gab es sogar elf Treffer ins eigene Netz. Das Drama drumherum ist immer gleich. Mal sieht es aus, wie eine Slapstick-Einlage, mal ist es einfach nur Pech. Der Zuschauer auf dem bequemen Sofa zu Hause reibt sich jedes Mal einfach nur verwundert die Augen.

Axel Lukacsek
Axel Lukacsek © Marco Schmidt

Dass nun mehr Eigentore in die Statistik dieser Europameisterschaft einfließen, liegt in der Natur der Sache. In Deutschland kicken 24 Nationen mit. Als jedoch Anton Ondruš im Trikot der Tschechoslowakei bei der Endrunde 1976 in Jugoslawien das erste Eigentor der EM-Geschichte unterlief, waren beim Turnier über fünf Tagen gerade einmal vier Mannschaften qualifiziert. Allein damit lässt sich die höhere Quote erklären.

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Aber vermutlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Möglicherweise gehen die Mannschaften mehr ins Risiko. Unbestreitbar ist, dass der Fußball in den vergangenen Jahren immer dynamischer geworden ist. Vermehrt wird über die Außen gespielt, die Bälle in den Sechzehner geschlagen. Also genau ins Getümmel, wo die Grenzen zwischen Freund und Feind fließend sind.

Als Sepp Maier Manndeckung für Franz Beckenbauer forderte

Ohnehin sind Eigentore kein Makel. Selbst der legendäre Franz Beckenbauer fabrizierte in seiner Karriere vier solcher Treffer. In den 1970ern passierte ihm das Missgeschick sogar zweimal innerhalb weniger Tage, so dass Torhüter Sepp Maier daraufhin Manndeckung forderte – für den eigenen Libero.

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Bei dieser Europameisterschaft wird wieder einmal eine alte Weisheit bestätigt: Nur wer aufs Tor schießt, kann auch ein Tor erzielen. Und sei es mit einem Bein des Gegners. Vermutlich wird es wohl nicht das letzte Eigentor dieses EM-Turniers gewesen sein und man fragt sich: Wen trifft als Nächstes?

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