Meuselwitz. Dramatische Stunden im Altenburger Land: Nichtschwimmer nach nächtlicher Suche tot. Rund 100 Einsatzkräfte und Helfer vor Ort.

  • Taucher bergen Körper nach intensiver Suche gegen 23 Uhr.
  • Mehr als 100 Einsatzkräfte vor Ort im Einsatz.
  • Psychologische Hilfe für Retter und Betroffene vor Ort.

Ein 19-Jähriger ist am Samstag im Meuselwitzer Hainbergsee ertrunken. Dass er vermisst wird, wurde der Rettungsleitstelle in Gera gegen 17.30 Uhr gemeldet. Jetzt liegen neue Details vor.

Den Hilferuf ausgelöst hatte der Vater des Jugendlichen, der mit seinem Sohn am Samstag am Hainbergsee war. Er hatte ihn nur kurz aus den Augen verloren, bemerkte dann sein Verschwinden. Der Jugendliche war Nichtschwimmer, wie mehrere Einsatzkräfte vor Ort bestätigten.

Großangelegte Suche nach Vermisstem startet am späten Samstagnachmittag

Auch die Wasserrettung der DLRG aus Thüringen und dem angrenzendem Sachsen-Anhalt waren vor Ort beim Großeinsatz auf dem Hainbergsee. 
Auch die Wasserrettung der DLRG aus Thüringen und dem angrenzendem Sachsen-Anhalt waren vor Ort beim Großeinsatz auf dem Hainbergsee.  © dpa | Patrick Seeger

Eine groß angelegte Suche startete umgehend. An dem Einsatz beteiligt waren Rettungskräfte unter anderem der Feuerwehren aus Meuselwitz und Lucka sowie der Wasserrettung der DLRG aus Thüringen und dem angrenzendem Sachsen-Anhalt. Mit dabei war zudem die Tauchergruppe der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda. Insgesamt fünf Taucher suchten am Samstagabend den Hainbergsee nach dem Vermissten ab. Rund 100 Helfer und Rettungskräfte sowie Polizei waren bis in die Nacht hinein am Unglücksort.

Mit Sonar wird der Grund des Hainbergsees abgesucht, Bojen als Markierungen für die Taucher werden gesetzt.
Mit Sonar wird der Grund des Hainbergsees abgesucht, Bojen als Markierungen für die Taucher werden gesetzt. © Funke Medien Thüringen | Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda

Ein Hubschrauber kam dabei auch zum Einsatz: Mit ihm wurden zwei von drei für den Einsatz eingeteilte Taucher der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda abgeholt. Der Rest der Truppe, die 17.44 Uhr alarmiert worden war, machte sich mit Ausrüstungen, Spezialtechnik, Boot und Mannschaftswagen auf den Weg ins Altenburger Land. Gegen 19.00 Uhr kamen sie alle dort an, der Hubschrauber hatte einen Tank-Stopp auf dem Flugplatz in Gera-Leumnitz einlegen müssen.

Suche nach 19-jährigem Nichtschwimmer dauert bis in die Nacht

Die Suche nach dem 19-Jährigen am Samstagabend lief zu diesem Zeitpunkt bereits auf Hochtouren. Die Helfer der DLRG-Wasserrettung aus Sachsen-Anhalt hatten Bojen gesetzt und zwei ihrer Taucher schon einen Tauchgang hinter sich auf der Suche nach dem 19-jährigen Vermissten. Der Hainbergsee, der stellenweise 40 Meter tief ist, wurde von Booten aus mit Sonar abgesucht. Zwei weitere Tauchgänge an diesem Abend übernahmen an diesem Abend die Männer von der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda, wie Taucheinsatzführer Frank Albert sagt. Der Einsatz für alle dauerte mehrere Stunden bis in die Nacht hinein.

„Ohne Zweifel war das einer der herausforderndsten und komplexesten Einsätze seit langem.“

Taucheinsatzführer Frank Albert

Die Bedingungen bei dem Einsatz waren herausfordernd: „Unter Wasser in solch einem Badegewässer ist die Sicht so schlecht, dass die Taucher höchstens einen Arm weit etwas erkennen können“, erläutert Steffen Jubold, Stadtbrandmeister von Zeulenroda-Triebes. Jeder Tauchgang im Hainbergsee dauerte am Samstag 20 Minuten, ehe der leblose Körper des jungen Mannes entdeckt werden konnte. Gegen 23 Uhr bargen die Taucher ihn und holten ihn an Land.

Gefunden hatten sie ihn nach aktuellen Informationen von Frank Albert in etwa zehn Meter Tiefe, 35 bis 40 Meter vom Ufer entfernt. Am Sonntag hieß es noch, der junge Mann wäre etwa acht Meter weit vom Ufer entfernt ertrunken. Und ob eine Abbruchkante dem Nichtschwimmer zum Verhängnis geworden war, wie noch am Sonntag gemutmaßt worden war, konnte Taucheinsatzführer Frank Albert am Montag nicht mehr bestätigen.

Taucher aus Zeulenroda-Triebes kurz vor 2 Uhr nachts zurück in der Heimat

Kurz vor 2 Uhr am Sonntagmorgen waren die Zeulenrodaer Kameraden wieder zurück in ihrer Heimat. Ans Schlafengehen war nach diesem Erlebnis jedoch nicht zu denken. „Wir haben uns noch bis drei zusammengesetzt, um den Einsatz aufzuarbeiten“, so Jubold weiter. Seine Kameraden haben weiterhin die Chance, sich das Erlebte von der Seele zu reden. Ein psychologischer Dienst, der am Samstag am Hainbergsee im Altenburger Land vor Ort war, steht dafür zur Verfügung.

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Die Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda-Triebes ist die einzige thüringenweit, die eine Tauchergruppe vorhält. Ihre aktuell 13 Mitglieder gehören der regulären Einsatzgruppe der Wehr an, haben für ihre Taucheinsätze eine 300 Stunden umfassende Spezialausbildung absolviert und müssen sich unter anderem regelmäßigen Gesundheitstests unterziehen. Gerufen werden sie dem Stadtbrandmeister zufolge für Einsätze in ganz Ostthüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Und die Taucher sind wie alle Kameraden in der Feuerwehr Zeulenroda-Triebes Ehrenamtler, die gemeinsam mit ihnen zu allen weiteren Alarmierungen ausrücken. Insofern liegt hinter den fünf Tauchern, die am Samstag am Hainbergsee arbeiteten, ein intensives Wochenende. Denn sie waren bereits vor ihrem Einsatz im Altenburger Land bei einigen Unwettereinsätzen in ihrer Heimatregion unterwegs und taten dies auch schon wieder am Sonntagmorgen 9 Uhr.

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