Erfurt. Paul Weller macht einfach eine (meist gelungene) Platte nach der anderen. Richard Thompson überrascht mit einem agilen Alterswerk. Wir verraten, wie gut beide Platten wirklich sind.
Dem Arbeitsethos und Veröffentlichungsrhythmus von Neil Young macht Paul Weller alle Ehre. „66“ – benannt nach seinem Alter – ist immerhin Wellers 17. Solo-Album und nebenbei eine aparte Songsammlung. Es gibt Symptomatisches („Jumble Queen“), Modernistisches („Flying Fish“) wie auf der Vorgängerplatte „Fat Pop, Vol. 1“, insgesamt aber viel Nachdenkliches, Introspektives (wie „I woke up“).
![Das Cover des Albums „66“ von Paul Weller. Das Cover des Albums „66“ von Paul Weller.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406629381/406629381_fc_1719008216_v16_9_1200.jpeg)
Für die Produktion in den Londoner Abbey-Road-Studios hat sich der Modfather für verschnörkelte Arrangements entschieden, gern auch mal mit Streichern, die an der ein oder anderen Stelle etwas überladen wirken. Und doch ist es ein mehr als nur durchschnittliches Weller-Album geworden. Alles leuchtet in den Farben eines kreativen Lebensherbstes. Auch das Plattencover: Ein exklusiv von Peter Blake gestaltetes Kunstwerk. Blake der schon am „Sgt. Pepper“-Cover der Beatles gearbeitet hat, war bereits 1994 für Weller tätig – für die Albumoptik von „Stanley Road“.
Richard Thompson mit erfrischendem Gitarrenspiel
![Das Cover des Albums „Ship to Shore“ von Richard Thompson. Das Cover des Albums „Ship to Shore“ von Richard Thompson.](https://img.sparknews.funkemedien.de/406629385/406629385_fc_1719008236_v16_9_1200.jpeg)
Noch so ein alter Recke: Die Folk-Ikone Richard Thompson (ganz früher: Fairport Convention) veröffentlicht mit 75 Jahren ein fideles Album, das man ehrlicherweise so nicht mehr erwartet hätte. Nun weiß man um die filigranen Fertigkeiten des Engländers auf sechs Saiten nicht erst, seitdem das Musikmagazin Rolling Stone Thompson bereits zwei Mal unter die besten hundert Gitarristen wählte.
Und doch überrascht und begeistert auf „Ship to Shore“ sein inspiriert treibendes Gitarrenspiel erneut, etwa im forsch aufspielenden Auftaktsong „Freeze“. Unter dem selbstironischen, fast schon karikaturenhaften Coverbild und mit der typischen minnesängerhaften Betonung in der Melodieführung gelingen Thompson zwölf prägnante Songs wie das Shanty „Singapore Sadie“, Balladenhaftes wie „The Day that I give in“ oder Schlachtrufe wie „Turnstile Casanova“.