Eichsfeld. Vor 100 Jahren wurden im Eichsfeld bereits fleißig Radrennen gefahren. Ein Dorf wollte auch einen Verein haben und stürzte sich enthusiastisch in die Gründung.

Dass Radfahren schon vor 100 Jahren sehr beliebt war, das hat Burgwaldes Ortschronist Guido Osburg bei seinen Forschungen herausgefunden. „Das bezeugt die Gründung des Radfahrvereins Excelsior im Juni 1924 in Burgwalde“, sagt er. Mit einfachsten Fahrrädern begann es, erst ab 1926 gab es vereinzelte Dreigang-Nabenschaltungen. „Ab 1930 kam erst die Kettenschaltung auf, es wurden aber vor 100 Jahren schon Radrennen in den verschiedensten Dörfern des Eichsfeldes durchgeführt. Es gab schon zahlreiche Vereine, und somit kam der Wunsch auf, auch einen solchen in Burgwalde zu gründen“, erklärt Osburg. 

Am 1. Pfingsttag, dem 8. Juni 1924, war es dann so weit. Am Vormittag 10 Uhr trafen sich verschiedene Radsportfreunde in der Gastwirtschaft Arand, um die Gründung eines Radfahrvereins zu besprechen. Hierzu sei auch ein Herr Kahlmeier aus Steinheuterode, der zweiter Gauvorsitzender war, eingeladen gewesen. Im Protokollbuch des Vereins wurde dazu am 15. Juni 1924 Folgendes geschrieben: „Herr Kahlmeier und zwei weitere Sportgenossen waren frühzeitig zur Stelle. Nach einer Begrüßung übernahm Herr Kahlmeier das Wort und schilderte die Eigenschaften eines Radfahrvereins. Nach kurzer Entschlossenheit wurde der Verein gegründet und auch gleich der Vorstand gewählt.

21 Gründungsmitglieder, aber kein langes Vereinsleben

„Gewählt wurden als erster Vorsitzender Hermann Fromm und als zweiter Joseph Ringleb, Schriftführer Ludwig Windolph, Kassierer Otto Arand und Fahrwart Alois Fromm“, zählt Osburg auf. Hierauf wurde der Verein getauft, und zwar auf den Namen „Radfahrverein Excelsior Burgwalde 1924“. „Der Name entstand dadurch, weil verschiedene Sportgenossen Excelsior-Reifen fuhren. Dafür wurde die Fabrik der Gummiwerke Excelsior Hannover als Pate anerkannt.“

Kahlmeier habe die Vorstandsmitglieder darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Ehrenämter aber auch sehr verantwortliche Ämter wären. Dann legte er den Mitgliedern warm ans Herz, dass sie den Vorständen „mit Rat und Tat beiseite und nach Kräften helfen mögen.“ Er habe, laut Chronik, den Vorsitzenden, weil sie ihre Ämter ohne Weigerung angenommen hätten, und auch dem eigentlichen Gründer des Vereins Joseph Ringleb durch ein allgemeines All Heil seinen Dank ausgesprochen. „Der erste Vorsitzende übernahm dann das Wort und begrüßte die anwesenden Sportgenossen. Er führte an, dass Einigkeit die Wurzel des Vereins sei und dass alle zusammenhalten und an einer Kette ziehen sollten, damit der Verein möglichst schnell zur Blüte käme. Er dankte dem Herrn Kahlmeier für seine einleitenden Worte zusammen mit den anwesenden Personen mit einem donnernden, dreifachen All Heil“, zitiert der Ortschronist.

Die Fahne des kurzlebigen Radfahrvereins in Burgwalde ist noch erhalten. Er wurde vor 100 Jahren gegründet.
Die Fahne des kurzlebigen Radfahrvereins in Burgwalde ist noch erhalten. Er wurde vor 100 Jahren gegründet. © Guido Osburg

Schon am zweiten Pfingsttag wurde um 11 Uhr eine weitere Versammlung anberaumt. Hierzu wurden alle „Mitglieder und Gönner“ des Radsports eingeladen. Es wurden die Statuten leicht verändert vom Radsportverein Steinheuterode übernommen und verlesen. „Es erklärten sich 21 Mitglieder bereit, dem Verein beizutreten. Der Eintrittspreis wurde mit einer Mark festgelegt und der Monatsbeitrag für Juni mit 30 Pfennigen beschlossen.“

Ein Jahr später, so hat Osburg in den Dokumenten gefunden, wurde ein Stiftungsfest aus Anlass der Gründung des Vereins gefeiert. Auch wurde eine Vereinsfahne zu diesem Fest geweiht. „Sie existiert noch heute und befindet sich in Privataufbewahrung. Auf der Vorderseite ist ein Radfahrer abgebildet. Über ihm schwebt eine weibliche Person, die einen Siegeskranz bereithält. Sie schwebt scheinbar auf einem geflügelten Rad. Darunter ist der Name Excelsior 1924 eingestickt“, beschreibt Osburg. Eingerahmt ist sie vom Schriftzug „Radfahr-Verein Burgwalde“. Die Rückseite der Fahne zeigt eine fliegende Schwalbe über einem Eichenzweig. Als Spruch wurde hier „Ob eben der Weg, ob steil, immer vorwärts mit All Heil“ gewählt. Ebenfalls hängt noch eine Standarte mit der Aufschrift „Zum ersten Stiftungsfest und Bannerweihe 1925, gewidmet von den Festdamen“ an.

Der Newsletter für Eichsfeld

Alle wichtigen Informationen aus dem Eichsfeld, egal ob Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur oder gesellschaftliches Leben.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Anlässlich des Stiftungsfestes wurde unter der Angerlinde, die zu den schönsten Angerlinden des Eichsfeldes zählte, eine Fotoaufnahme gemacht. Sie zeigt 16 Personen des Vereins, teilweise mit Schärpe gekleidet. Auch ist die Vereinsfahne mit abgebildet.

Viel ist vom Radsport in Burgwalde nicht geblieben. „Lange scheint der Verein nicht bestanden zu haben, da 15 Jahre später der sinnlose Zweite Weltkrieg ausbrach. Bis kurz nach dem Weltkrieg befand sich noch ein Rennrad im Besitz der Familie Fromm. Es wurde aber von der russischen Besatzung entwendet“, so Osburg abschließend.

Weitere Nachrichten aus dem Eichsfeld