Berlin. Die Reform ist in Kraft getreten – gut so! Anders als oft behauptet sinken nicht die Anforderungen für den deutschen Pass. Sie steigen.

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass die Berliner Ampel-Koalition Grund hat, auf ihr Tun stolz zu sein. Zu viel ging seit Beginn der Legislaturperiode schief, zu viel kam nur nach heftigem Streit zustande, vieles ist allenfalls halbherzig.

Kurz erklärt: Das neue Staatsangehörigkeitsrecht

weitere Videos

    Ganz anders sieht das bei der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts aus, die am Donnerstag in Kraft trat. Sie ist ein wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Modernisierung Deutschlands. Zusammen mit der Öffnung des Arbeitsmarkts für ausländische Fachkräfte ist sie überdies ein wichtiges Instrument, um den Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen und die Zuwanderung besser zu steuern. All das ist überfällig und eine Anerkennung der Realitäten. Die oppositionelle Union behauptet ernsthaft, die deutsche Staatsbürgerschaft werde künftig „verramscht“. Was für ein Unfug!

    Einbürgerungen: Die neue Wartefrist entspricht europäischen Standards

    Tatsächlich steigen die Anforderungen, um Deutscher werden zu können. Gute Sprachkenntnisse und das Bestehen eines Einbürgerungstests reichen fortan nicht mehr aus. Den deutschen Pass bekommt jetzt nur noch, wer den eigenen Lebensunterhalt verdient. Antisemiten, Extremisten und Straftäter werden ausgeschlossen. Die Verkürzung der regulären Wartefrist von acht auf fünf Jahre entspricht europäischen Standards. Auch die generelle Hinnahme einer doppelten Staatsbürgerschaft ist in westlichen Demokratien üblich.

    Das Bio-Deutschland, das manche Kritiker jetzt zu verteidigen glauben, gibt es nicht. Jeder Vierte hierzulande hat ausländische Wurzeln, mehr als die Hälfte davon schon jetzt einen deutschen Pass. Die deutsche Staatsangehörigkeit wird man sich auch künftig erarbeiten müssen. Niemand bekommt etwas geschenkt.