Erfurt. Viele Erfurter beschweren sich über langes Warten auf Behördentermine und wenig Servicebereitschaft. Wie wollen die Stadtpolitiker diese Situation verbessern?

Wie wollen die fünf Männer und eine Frau die Stadt Erfurt im Falle ihrer Wahl voranbringen? Was ist Kern der politischen Ziele? Vor der Wahl des neuen Stadtoberhauptes macht unsere Zeitung den Themen-Check, fragt auch in den kommenden Tagen nach. Nach den Themen „Sicherheit“ und „bezahlbares Wohnen“ geht es um das Verhältnis zwischen Bürgern und der Verwaltung. Die Frage an die Kandidatin und die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters ist daher: Wie machen Sie die Erfurter Ämter bürgerfreundlicher?

Jana Rötsch (Mehrwertstadt):

„Für zahlreiche offene Stellen in den Ämtern fand sich Personal, welches vielmals mehrsprachig ist. Das machte es für die vielfältige Bürger:innenschaft leichter, in Kontakt zu treten. Durch Auswertung der Verwaltungsprozesse konnten überflüssige Schritte im Arbeitsalltag beseitigt werden und die Arbeit wurde erleichtert. Tatsächliche Digitalisierung bahnte sich den Weg durch alle Ämter. Mittlerweile fand auch ein Kulturwandel in den Ämtern statt, der mit Serviceorientierung einhergeht. Ein Konzept zur Personalentwicklung wurde endlich eingeführt.“

David Maicher (Bündnis 90/Die Grünen):

„Über 700 Stellen sind derzeit unbesetzt. Unter den jetzigen Bedingungen können die Mitarbeitenden die Aufgaben kaum bewältigen und das merken die Bürger*innen, denn viele Prozesse verlaufen zu langsam. Es braucht mehr Personal, um die vielfältigen Aufgaben stemmen zu können und die Überlastung der Belegschaft zu reduzieren. Außerdem müssen mehr Verwaltungsvorgänge digitalisiert werden, damit die Bürger*innen diese von zu Hause erledigen können. Über dem steht eine dringend notwendige Digitalisierungsstrategie. Für Menschen, die weniger affin für die Digitalisierung sind, wird es weiterhin analoge Angebote geben. Unser Ziel ist eine serviceorientierte, digitale Verwaltung, für die Menschen gerne mit voller Motivation arbeiten.“

Andreas Horn (CDU):

„Bürgerfreundlichkeit muss vorgelebt werden. Als Oberbürgermeister werde ich regelmäßig digitale Sprechstunden anbieten und bei Bürgerversammlungen in allen Teilen Erfurts präsent sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen spüren, dass ihr Oberbürgermeister hinter ihnen steht, wenn sie Entscheidungen treffen. Digitalisierung erleichtert Bürgerinnen und Bürgern und auch der Verwaltung das Miteinander. Dies wird ein Schwerpunkt meiner ersten Amtsjahre sein. Bei aller Digitalisierung werde ich trotzdem dafür sorgen, dass alle Ämter auch Sprechstunden für den persönlichen Kontakt anbieten.“

Stefan Möller (Afd):

„Den digitalen Zugang und Abruf von Verwaltungsdienstleistungen möchte ich weitestgehend zur Regel machen. Besuche im Bürgeramt bleiben insbesondere für ältere Menschen, die sich mit der digitalen Welt nicht mehr auseinandersetzen möchten, trotzdem möglich. Das gilt auch für die Möglichkeit von Barzahlungen. Bei kontroversen Projekten der Erfurter Kommunalpolitik möchte ich eine neutrale und unbeeinflusste Beteiligung der betroffenen Erfurter sicherstellen.“

Andreas Bausewein (SPD):

„Zusätzlich zu den bereits bestehenden über 60 digitalen Verfahren wird eine digitale Verwaltung entwickelt, die Behördengänge wo immer möglich online zulässt und dadurch Verfahren beschleunigt und einen Zugang für jedermann gewährleistet. Die Stadtverwaltung verfügt über eine Digitalisierungsstrategie, die setzen wir um.“

Matthias Bärwolff (Die Linke):

„Ich will mit den Erfurtern reden, offen für ihre Ideen, Sorgen und Anliegen sein. Deshalb wird es eine regelmäßige Sprechstunde mit dem OB geben. Eine bürgerfreundliche Verwaltung muss erreichbar sein: analog und digital. Dazu müssen aber die zahlreichen offenen Stellen besetzt werden! Wir brauchen eine gelebte Kultur der Ermöglichung in der Verwaltung und nicht den Hinweis: nicht zuständig. Die Verwaltung muss laufen, nicht der Bürger. Daher ist Kommunikation eine wichtige interne Aufgabe. Das meint aber auch die Kommunikation mit den Bürgern, etwa bei der Verteilung vom Amtsblatt.“

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