Mühlhausen. Die vierte Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour sollte die Gesamtwertung durcheinander wirbeln. Aber es kam anders. Lucinda Brand schnappte sich im Sprint den Sieg.

Als der hektische Massensprint am Untermarkt in Mühlhausen erfolgreich gemeistert war, zog Lucinda Brand erst einmal eine Flasche Wasser aus der Trikottasche und nahm einen kräftigen Schluck. Auf der Königsetappe der Lotto Thüringen Ladies Tour erwies sie sich im entscheidenden Moment als fliegende Holländerin und verwies um einen Wimpernschlag ihre Landsfrauen Karlijn Swinkels und Straßenrad-Europameisterin Misha Bredewold auf die weiteren Plätze.

Tagessiegerin Brand gewann 2021 in Thüringen die Gesamtwertung

„Es war ein sehr hartes Rennen“, sagte die strahlende Siegerin, die sich auf Thüringens Straßen bestens auskennt. Im Jahre 2021 gewann sie hier nicht nur die Etappen in Schleiz und Weimar, sondern sogar die Gesamtwertung dieser Rundfahrt. Das Szenario, mit dem alle gerechnet hatten, trat unterdessen nicht ein. Auf der Königsetappe mit vier Bergwertungen änderte sich im Gesamtklassement nämlich nichts.

Die Belgierin Margot Vanpachtenbeke, die seit dem Auftakt am Dienstag in Jena an der Spitze steht, behauptete auf Tagesrang 14 mit neun Sekunden Rückstand auf Brand den ersten Platz und liegt nach wie vor vier Sekunden vor Ruth Edwards aus den USA. Beste Deutsche ist Linda Riedmann von der Nationalmannschaft auf Platz 16.

Katarzyna Niewiadoma als Solistin kurz vorm Ziel eingeholt

Mehr denn je in den Fokus rückte dagegen am vierten Tourtag die Polin Katarzyna Niewiadoma vom deutschen Team Canyon Sram.  Die Gravel-Weltmeisterin von 2023 nutzt die Rundfahrt als Vorbereitung auf Olympia und galt als Topfavoritin auf den Etappensieg. Auf dem bergigen Kurs war sie in ihrem Element. 30 Kilometer vor dem Ziel setzte sich die 29-Jährige tatsächlich vom Feld ab und gewann die letzte Bergwertung an der Struppeiche auf dem Kamm des Hainich.

Die Polin Katarzyna Niewiadoma, die lange als Solistin fuhr, überquert das Ziel in Mühlhausen als Elfte.
Die Polin Katarzyna Niewiadoma, die lange als Solistin fuhr, überquert das Ziel in Mühlhausen als Elfte. © Sascha Fromm

Niewiadoma, die am Abend zuvor nach der Erfurt-Etappe die Vertragsverlängerung mit ihrer Mannschaft Canyon Sram bekannt gab, bewies einmal mehr ihre Stärke. Sie kämpfte auf der Abfahrt nach Mühlhausen allerdings allein gegen den heftigen Wind und wurde 4800 Meter vor dem Ziel wieder eingefangen. Als kleinen Trost eroberte sie sich immerhin das orange Trikot der aktivsten Fahrerin sowie der Grüne Jersey als beste Bergfahrerin. „Kaisa ist ein starkes Rennen gefahren. Aber wir wollten sie unbedingt einholen“, sagte Etappensiegerin Brand.

Samstag wartet das Zeitfahren in Altenburg

An den Ambitionen der Polin in diesem Sommer ändert das alles jedoch nichts. Mit dem Schwung, den sie gerade in Thüringen holt, formulierte Katarzyna Niewiadoma ein klares Ziel für ihre beiden Saisonhöhepunkte, die Olympischen Spiele in Paris und die Tour des France Femmes avec Zwift: „Bei Olympia möchte ich eine Medaille erringen, bei der Tour de France ist das Ziel die Top 3“.

Entschieden ist unterdessen mit dem Ausgang der vierten Etappe die Lotto Thüringen Ladies Tour aber vermutlich nicht. Am Samstag gibt es das Zeitfahren in Altenburg, das sich in Länge sowie beim Profil an die Olympia-Entscheidung von Paris anlehnt. Und am Sonntag wartet noch das Dach der Tour mit der Überquerung des Rennsteigs in Oberhof.

5. Etappe, Einzelzeitfahren in Altenburg, Samstag, 13.45 Uhr (erster Start), Marktplatz

6. Etappe, Rund um Schmalkalden, Sonntag, Start 12.50 Uhr, Ziel 15.45 Uhr (jeweils Kasseler Straße)

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